E-Flotte der Hochschule Biberach: Mit wenigen Klicks zur Rollerfahrt

Tarkan Altunbas (Institut für Gebäude- und Energiesysteme), Professor Volker Wachenfeld (Energie-Ingenieurwesen) und Professor Matthias Grandel (Energiewirtschaft) (v.l.n.r.) sind die Experten für die E-Roller-Flotte „HBC.Move“ der Hochschule Biberach. Für das Bild präsentieren sie einen der Roller sowie die notwendige Infrastruktur.

Seit fast zwei Jahren bereits bietet die Hochschule Biberach (HBC) nicht nur ihren Studierenden die Möglichkeit, Elektro-Roller auszuleihen – kostenfrei, ob für eine einzelne Fahrt oder für die Ausleihzeit von mehreren Tagen. Für einen Termin am Campus Aspach soll der Pkw stehenbleiben? Das Wochenende verspricht schönes Wetter und die Fahrt zum nächsten Badesee steht an? Für beide Fahrten ist die Ausleihe für Hochschulangehörige möglich, wenn man sich zuvor für die Flotte registriert hat. 

Bisher wendeten sich die Nutzer dafür an das Studentische Ingenieurbüro. Das Problem: Das Büro am Campus Stadt ist nur zu bestimmten Zeiten geöffnet – spontane Roller-Fahrten sind deshalb nur mit Glück realisierbar. Doch das wird sich nun ändern: Mit Beginn des Sommers wird das Projekt „HBC-Move“ neu aufgelegt. Registrierung und Verleih sind dann bequem online möglich.

Diese Weiterentwicklung haben insbesondere drei Studentinnen aus dem Bachelor-Studiengang Energie-Ingenieurwesen vorangetrieben: Ulrike Kling (24), Carina Nuber (22) und Sabrina Riedmüller (25) haben in den vergangenen Monaten dafür gearbeitet, dass die Automatisierung des Prozesses reibungslos funktioniert; unterstützt wurden sie dabei von ihrem Kommilitonen Lukas Fischer, einem angehenden Energiewirt. „Alles, was ich brauche, finde ich künftig an einer Stelle“, sagt Ulrike Kling. Und Carina Nuber ergänzt: „Per App kann ich mich registrieren, den Roller für meinen Wunschzeitraum reservieren und schließlich auch das Schließfach öffnen, in dem alles deponiert ist, was ich für die Fahrt benötige, sogar den passenden Helm“. Für diese automatisierte Online-Ausleihe kooperiert die Hochschule Biberach mit der Azowo GmbH, einem Biberacher Anbieter für sogenanntes Mobility-Sharing, also die gemeinschaftliche Nutzung von Fahrzeugen. Bereits seit einigen Jahren steht die HBC mit dem Start-up an verschiedenen Stellen im Austausch und ist u.a. über AbsolventInnen der Energie-Studiengänge mit dem Azowo-Team verbunden. Für die Hochschul-Flotte kommt die Azowo-App zum Einsatz, die sich bereits für Teil-Autos bewährt hat und nun für die Anwendung HBC.Move angepasst wurde.

„Die App ermöglicht die schnelle und einfache Registrierung. Wenn ein Mitarbeiter meine Fahrerlaubnis geprüft hat, kann ich per Smartphone einen Roller reservieren“, sagt Ulrike Kling. Und Carina Nuber ergänzt: „Und alles, was ich für eine Fahrt mit dem Elektro-Roller brauche, lieg künftig im Cube bereit“. In dem kleinen Gebäude am Campus Stadt ist alles untergebracht, was für die Flotte an Infrastruktur benötigt wird. „Dort finde ich zum Beispiel ein Schließfach, das ich mit meinem Handy per Bluetooth öffnen kann. Darin befindet sich vom Schlüssel, über die nötigen Papiere bis hin zum passenden Helm alles, was ich brauche.“

Der Cube wurde von Kommilitonen aus dem Studiengang Bau-Projektmanagement geplant und gebaut; inzwischen ist er mit einer PV-Anlage nachgerüstet, damit für das Laden der E-Roller Sonnenenergie gewonnen und gespeichert werden kann.

„Für uns ist es wichtig, dass wir nicht nur elektrisch angetriebene Roller anbieten, sondern diese auch mit Öko-Strom betrieben werden. Auf dem Cube befindet sich deshalb eine PV-Anlage und im Inneren ein Batterie-Speicher. So können die Roller nicht nur bei Sonnenschein, sondern auch abends umweltfreundlich geladen werden“, sagt Sabrina Riedmüller.

Ulrike Kling, Carina Nuber und Sabrina Riedmüller haben das Projekt als Ganzes begleitet, das Ausleihkonzept entwickelt, den Ausbau des Cubes um Ladesäulen vorangetrieben, das Thema Brandschutz geprüft und Aktionen überlegt, wie die Flotte bei den Studierenden der Hochschule beworben werden kann – zum Projektstart im Sommersemester, aber auch langfristig.

Betreut wurden die Studentinnen von den Professoren Volker Wachenfeld (Energie-Ingenieurwesen) und Matthias Grandel (Energiewirtschaft); die bauliche Projektleitung hat Vertretungsprofessor Gerhard Lutz (Holzbau-Projektmanagement) übernommen und die Koordination des Projekts lag in den Händen von Tarkan Altunbas (Institut für Gebäude- und Energiesysteme). Auch waren an dem Projekt weitere Studierende beteiligt, die etwa im Rahmen von Bachelorarbeiten Teilaspekten nachgegangen sind. Zum Beispiel hat sich Julian Roth (Studiengang Energie-Ingenieurwesen) mit der Konzeptionierung der PV-Anlage für den Cube befasst („Entwicklung einer Systemarchitektur zur nachhaltigen Beladung der HBC-E-Rollerflotte“); Lukas Fischer (Studiengang Energiewirtschaft) simulierte, wie viele Fahrzeuge die Flotte der HBC umfassen sollte, um allen Bedürfnissen gerecht zu werden („Quantifizierung des Bedarfs der Studierenden an einer Roller-Sharing Nutzung an der Hochschule Biberach“) und Maximilian Krekels (Studiengang Energiewirtschaft) bewertete im bundesweiten Vergleich Geschäftsmodelle von Sharinganbietern („HBC.Move – Marktanalyse und Wirtschaftlichkeitsberechnung“).

Im Juni, wenn die Flotte ihren vollen Betrieb aufnimmt, werden die an dem Projekt beteiligten Studierenden nicht mehr an der HBC sein. Die Energie-Ingenieure und Energiewirte haben ihr Bachelorstudium dann bereits abgeschlossen und sind im Beruf angekommen. Den Erfolg der E-Roller-Flotte werden sie aus der Ferne verfolgen und wenn sie mal auf Besuch in Biberach sind, bestimmt zusammen mit befreundeten Studierenden einen E-Roller ausleihen. – Ganz einfach per App.