Das erste reine Online-Semester an der DHBW Heidenheim nähert sich dem Ende – Zeit, Bilanz zu ziehen und die Planungen für das nächste Semester anzugehen. Wer die bloßen Zahlen sieht, erhält bereits einen ersten Eindruck, was sich seit Ende März an der DHBW Heidenheim abgespielt hat: Innerhalb weniger Tage hat das IT Service-Center der Hochschule über 4100 Nutzer und 230 Gruppen neu angelegt sowie Hard- und Software beschafft und eingerichtet. Mehr als 13.000 Lehrveranstaltungen und Besprechungen fanden online statt. Der Spitzenwert lag bei 209 Videokonferenzen an einem Tag.
Nicht ganz so extrem, aber dennoch genauso beeindruckend, sieht die Nutzungskurve der E-Learning-Plattform Moodle aus: Lag die Anzahl der Logins vor Corona monatlich durchschnittlich bei rund 10.000, hat sie im Mai 2020 einen Höhepunkt von fast 35.000 Logins erreicht. Selbst jetzt, in den lehrveranstaltungsarmen Sommermonaten, liegt die Zahl noch immer bei 18.000 Logins pro Monat.
„Die zurückliegenden Monate erforderten eine große Kraftanstrengung von allen Mitarbeiter*innen der DHBW Heidenheim“, berichtet Prof. Dr. Marcus Hoffmann, Prorektor für Studium und Lehre an der DHBW Heidenheim. Nur gemeinsam, als Team und in Zusammenarbeit mit den 2400 Studierenden und 900 Lehrbeauftragten, habe das erste digitale Semester an der DHBW Heidenheim erfolgreich stattfinden können. Mittlerweile habe sich die Online-Lehre in allen 21 Studienrichtungen der Hochschule bestens bewährt. Und nicht nur das: Die Heidenheimer Hochschule habe durch die corona-bedingte Ad Hoc-Umstellung von Präsenz- auf Online-Lehre auch wichtige Weichen für die Zukunft gestellt.
Interaktion geht auch online
„Für mich ist es wichtig, mit den Studierenden zu interagieren, anstelle gefühlt stundenlang mit einem Bildschirm zu sprechen“, erläutert Jura-Professor Dr. Klaus Sakowski seinen neuen Alltag. Für die Vorlesungen hat er daher zusätzlich digitale Wissenstests aufgebaut, die beispielweise auch zur Wiederholung des Stoffs oder zum Spontan-Feedback dienen. „Das macht beiden Seiten Spaß, mir und den Studierenden“, schmunzelt er.
Ein echter Pluspunkt der digitalen Lehre ist für Prof. Dr. Klaus Sakowski zudem die Möglichkeit, auch kurzfristig Lehrbeauftragte aus der Praxis zuzuschalten. Diesen Vorteil nutzt auch Prof. Dr. Roman Grinblat von der Studienrichtung Sozialmanagement „Ein positiver Aspekt der virtuellen Vorlesung ist, dass Gastreferenten, die aufgrund der Entfernung nicht mal kurz anreisen können, in den virtuellen Raum eingeladen werden können. In Präsenz wäre dies undenkbar.“ Die zusätzliche Abwechslung sei eine extreme Bereicherung für die Lehre und den damit verbundenen Theorie-Praxis-Transfer.
Die Entfernung, die dank digitalen Vorlesungskonzepten überwunden werden kann, macht sich auch Prof. Dr. Jürgen Seitz, Studiengangsleiter im Studiengang Wirtschaftsinformatik, zu Nutze: „In den vergangenen Tagen haben in der Wirtschaftsinformatik hauptsächlich Kollegen aus Indien, Kalkutta und St. Louis Vorlesungen gehalten“, berichtet er. Durch die Online-Anbindung hatten die Studierenden sogar die Möglichkeit, die Projekte von indischen Studierenden kennenzulernen und sich mit diesen auszutauschen – ein Dialog, der in Präsenz so nur sehr aufwendig zu realisieren gewesen wäre.
Lehre wird international
Einen Schritt weiter geht Prof. Dr. Sabine Möbs: Sie hat in Zusammenarbeit mit fünf Partnerhochschulen eine Vorlesung im Bereich International Marketing angeboten, bei der 35 Studierende aus Heidenheim, Hongkong, Indien, Südafrika und Tansania in einem Workshop gemeinsam Konzepte erarbeitet haben. Um den Praxisbezug zu intensivieren, wurden sowohl Experten aus Deutschland als auch internationale Lehrbeauftrage integriert. „Wenn aktuell schon kein Auslandssemester stattfinden kann, können auf diesem Wege neben der Vermittlung der fachlichen Inhalte auch die digitalen und interkulturellen Kompetenzen sowie die interkulturelle Kommunikation der Studierenden gestärkt werden“, erklärt die Professorin der Studiengänge BWL – International Business und Digital Business Management. Auch Grenzen und Möglichkeiten der digitalen Lehre lassen sich laut Prof. Dr. Sabine Möbs durch solche gemeinsamen Erfahrungen am besten vermitteln.
Wie genau die Online-Lehre gestaltet wird, kann jede/r Lehrbeauftragte frei gestalten. „Die digitalen Möglichkeiten sind immens“, fasst Anne Popplow, Ansprechpartnerin für Online-Lehre an der DHBW Heidenheim, zusammen. „Alle Beteiligten lernen jeden Tag dazu. Viele digitale Elemente werden wir sicherlich dauerhaft mit in die neue Lehre integrieren, und ich bin mir sicher, dass wir noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben.“
Wie geht es im nächsten Semester weiter?
Hintergrund
Wegen des Coronavirus wurde die DHBW Heidenheim mitten in der Vorlesungszeit geschlossen. 55 Professorinnen und Professoren sowie 800 nebenberufliche Dozentinnen und Dozenten mussten ihre Vorlesungen und Seminare in kürzester Zeit auf Online-Lehre umstellen. Mittlerweile findet in allen vier Fakultäten der Hochschule die Lehre online per Videokonferenz und über die Lernplattform Moodle statt. Auch Bachelor- und Studienarbeiten werden per Videochat betreut.
Weitere Informationen zum Umgang mit dem Coronavirus an der DHBW Heidenheim gibt es hier.