Hochschule Kempten erhält einzigartigen Fahrsimulator aus der Formel 1

Foto: v.l.n.r. Staatsminister Bernd Sibler im Cockpit des aVDS mit Prof. Dr. Hauke (Präsident Hochschule Kempten), Prof. Bernhard Schick (Leiter des Adrive Living Lab der Hochschule Kempten) und Formel-E-Rennfahrer Daniel Abt. Bildnachweis: Hochschule Kempten

Neue Technologien öffnen neue Wege der Forschung. Das Adrive Living Lab der Hochschule Kempten kann seine Forschungsaktivitäten künftig mit einem europaweit einzigartigem Fahrsimulator (advanced Vehicle Driving Simulator – aVDS) von AB Dynamics und Williams Advanced Engineering erweitern. Bernd Sibler, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst und Formel-E-Fahrer Daniel Abt waren die ersten Testfahrer.

Über 100 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft versammelten sich neulich in den Laborhallen des Adrive Living Labs der Hochschule Kempten zum Roll-out des neuen advanced Vehicle Driving Simulator. Mit einem beeindruckenden Programm stellte das rund 50-köpfige Team des Living Labs den neuen Simulator dem interessierten Publikum vor. Staatsminister Bernd Sibler betonte: „Die Mobilität von morgen ist eines der Megathemen unserer Zeit. An der Hochschule Kempten finden unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon heute Antworten auf die Fragen der Zukunft. Durch die Erforschung und Entwicklung zukünftiger Mobilität, für die der neuartige Fahrsimulator einen wichtigen Beitrag leisten wird, setzen sie wichtige Impulse für Kempten, das Allgäu und ganz Bayern.“

Wie schaffen wir es, in einer virtualisierten Entwicklung neue Funktionen und Technologien für Menschen erlebbar zu machen? Wie bilden wir die Brücke zwischen der Simulation und dem realen Fahrerlebnis? Mit dem advanced Vehicle Driving Simulator (aVDS) kommt die Hochschule Kempten den Antworten ein großes Stück näher. Der Simulator soll für folgende Anwendungen im Kontext automatisiertes Fahren eingesetzt werden:

  • Erlebbarkeit und Bewertung von neuen Fahrfunktionen und Technologien
  • Komforterlebnis und Bewertung von Fahreigenschaften -> Simulation erlebbar machen
  • Mensch-Maschine-Interaktion bezüglich neuartiger Bedien- und Anzeigekonzepte
  • Faktor Mensch: Studien für Beanspruchung, Stress, Vertrauen, Akzeptanz auf Grund neuer Funktionen und Technologien
  • Fahrzeugoptimierungen im virtuellen Entwicklungsprozess
  • Beherrschbarkeitsstudien in kritischen Situationen und auf Grund potentiellem Systemversagen
  • Testfahrerausbildung für Prototypen automatisch fahrender Fahrzeuge

Der Simulator verfügt über ein unvergleichliches 6D-Bewegungssystem mit außergewöhnlich hoher Dynamik und Agilität. Er kann damit insbesondere die Fahrdynamiksituationen sehr realistisch darstellen.

Der aVDS wurde bei Williams F1 entwickelt und von AB Dynamics für die zivile Anwendung weiterentwickelt und optimiert. Dieses neuartige Simulatorkonzept wird als einziges seiner Art in Europa für Forschung und Entwicklung zukünftiger Mobilität eingesetzt. In der Kooperation mit AB Dynamics und weiteren Industriepartnern aus der Automobilindustrie sollen diese Methoden und Anwendungen entwickelt und in die Industrie transferiert werden. Wie essentiell wichtig derartige Kooperationen zwischen Hochschulen und Wirtschaft für die Herausforderungen der Zukunft sind, stellte Wirtschaftsvertreter und Technical Director von AB Dynamics Prof. Dr. Pim van der Jagt deutlich raus.

Prof. Bernhard Schick, Leiter des Adrive Living Lab, betonte wie wesentlich die menschzentrierte Forschung und Nutzererfahrung für die Zukunft der Mobilität ist. Da die Menschen die Kontrolle an das Fahrzeug übergeben, spielen Vertrauen und die damit verbundene Technologieakzeptanz die zentrale Rolle. Letztendlich wird der Erfolg des automatisierten Fahrens über die Kundenak-zeptanz, Kaufentscheidungen, die Erfüllung des Nutzerversprechens und deren Weiterempfehlung entschieden.

In realistischen Einsatzszenarien werden im Adrive Living Lab Lebens- und Arbeitsräume für Probandinnen und Probanden geschaffen, entweder im realen Testfahrzeug, Design Thinking Studio oder ab jetzt im Fahrsimulator. Daraus werden neue Ideen für Bedien-, Anzeige- und Kommunikationskonzepte oder spezifische Fahrzeugbewegung und Fahreigenschaften entwickelt, um die Technologieakzeptanz zu steigern und auf die Straße zu bringen.

Der Staatsminister war sichtlich begeistert nach seiner Runde auf dem Formel-E-Race-Track durch Paris. Am Folgetag fand ein Tech Day mit über 100 Expertinnen und Experten aus der Automobilindustrie statt. Mittels Fachvorträgen und geführten Touren wurden Entwicklungsmethoden vorgestellt, diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht. Zahlreiche Austeller stellten neue Entwicklungswerkzeuge vor. Parallel hatten viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit auf dem neuen Fahrsimulator eine Testfahrt zu machen.