„Wie lässt sich der Übergang von der Schule ins Studium problemloser gestalten?“ Dieser Frage gingen rund 30 Experten aus dem Ulmer Raum am Campus Albert-Einstein-Allee der THU nach. Professorin Karin Lunde vom Institut für Hochschuldidaktik der Technischen Hochschule Ulm und Angehörige der AG cosh, machte in ihrer Einführung verschiedene Faktoren für die hohe Abbrecherquote in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) aus.
„Aus der Heublein-Studie über Ursachen des Studienabbruchs geht hervor, dass cirka 30% der Studienabbrüche auf mangelnde fachliche Grundlagenkenntnisse zurückzuführen sind; oft in Kombination mit Schwächen in Zeitmanagement und selbständigem Lernen“, so Lunde. Bestimmte Inhalte der Physik und Mathematik seien in den Bildungsplänen, insbesondere der beruflichen Gymnasien und Berufskollegs, nicht mehr vorhanden. Der Mindestanforderungskatalog Mathematik, den die AG cosh 2012 erarbeitet hat, dokumentiert die dadurch entstandene systembedingte Lücke. Dazu kommt der starke Zuwachs der Studienanfängerquote in den Jahren 2006-2011 auf heute ca. 58 % der Schulabgänger. Bei der Menge an Studienanfängern sind unterschiedliche Wissensniveaus nicht vermeidbar.
Da auch in wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen mathematische Fragestellungen dazu gehören, hat die AG cosh sich für die Abkürzung WiMINT entschieden, um die Bedeutung der Mathematik auch für die Wirtschaftswissenschaften zu unterstreichen.
Die AG cosh ist ein Kooperationsteam, bestehend aus Lehrenden in Schulen und Hochschulen in Baden-Württemberg. Die Arbeitsgemeinschaft setzt sich seit 2002 für eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Schulen und Hochschulen ein, um so den Übergang von der Schule ins Studium erfolgreicher und einfacher zu gestalten. Der Mindestanforderungskatalog Mathematik beschreibt die Kompetenzen und Inhalte, die für einen erfolgreichen Studienbeginn in einem WiMINT-Studium wünschenswert und sinnvoll wären. So kann er allen Beteiligten an der Schnittstelle Schule – Hochschule als Leitfaden für eine gute Studienvorbereitung dienen. Neben der institutionellen Arbeit (u.a. sind einige Mitglieder der AG cosh beratend zu Bildungsplankommissionen in Baden-Württemberg hinzugezogen worden) sind besonders lokale Kooperationen zwischen Hochschulen und Schulen vor Ort wichtig, um Schülerinnen und Schüler frühzeitig zu erreichen.
Nachdem sich das Format „cosh-vor-Ort“ schon in Karlsruhe, Stuttgart, Aalen und Tübingen bewährt hat, war das Ziel des Kick-off-Treffens, auch in Ulm einen regelmäßigen Austausch über lokale Kooperationen zu etablieren und weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten. Große Unterstützung erfährt die AG cosh dabei vom Fachkräftebündnis Ulm/Oberschwaben der IHK Ulm, die den Dialog in Ulm mit angestoßen hat.
Die THU startet aktuell eine Kooperation mit der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule in Ulm. Ab September 2019 können sich Schülerinnen und Schüler des einjährigen Berufskollegs in einer freiwilligen WiMINT-AG, die in den regulären Stundenplan integriert ist und in enger Absprache mit den Fachlehrern von geschulten Tutorinnen und Tutoren der THU durchgeführt wird, noch besser auf ein WiMINT-Studium vorbereiten. Weitere Kooperationen mit beruflichen Gymnasien im Raum Ulm sind geplant.
Organisatorin Karin Lunde zeigte sich sehr zufrieden mit dem ersten cosh-vor-Ort-Nachmittag in Ulm: „Die rege Diskussion im Anschluss hat das große Interesse der Teilnehmer an einem kontinuierlichen Austausch und engerer Kooperation gezeigt. Ich bin zuversichtlich, dass es gelingt, die cosh-vor-Ort-Nachmittage als Reihe in der Region Ulm/Neu-Ulm zu etablieren und freue mich auf intensivere Zusammenarbeit.“