Die Universität Ulm gehört im Bereich Finanzwirtschaft und Aktuarwissenschaften weltweit zu den Top-Standorten. Entsprechend gefragt ist der Masterstudiengang „Finance“ auch bei Studierenden aus dem Ausland. Ein kooperatives Masterprogramm, das die Uni Ulm mit zwei renommierten chinesischen Universitäten unterhält, stärkt den studentischen Austausch zwischen beiden Ländern. Partneruniversitäten im sogenannten „Early Entrance Master´s Program“ der Uni Ulm sind die Fudan University und die East China Normal University (ECNU). Aktuell studieren 13 chinesische Studentinnen aus diesem Programm in Ulm, darunter sind Yuling Wang und Yi Liu.
Yuling Wang und Yi Liu kommen beide aus Shanghai. Ihre Heimatuniversitäten, die Fudan University und die East China Normal University (ECNU), gehören zu den renommiertesten Universitäten Chinas. Die beiden jungen Chinesinnen haben die 23-Millionen-Metropole verlassen, um an der Universität Ulm ihren Master in „Finance“ zu machen. Und dafür gibt es gute Gründe, genießt die Uni Ulm insbesondere im Bereich Versicherungswirtschaft / Aktuarwissenschaften einen hervorragenden internationalen Ruf. In einem weltweiten Ranking der University of Nebraska aus dem Jahr 2021 erreichte die Universität Ulm hier einen phänomenalen Platz zwei unter den Non Business Schools. Insgesamt 13 Studierende der Fudan University und der ECNU – allesamt Studentinnen – studieren im laufenden Wintersemester an der Uni Ulm. Möglich macht dies ein kooperatives Austauschprogramm der Ulmer Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften. Das „Early Entrance Master´s Program“ für „Finance“-Studierende erleichtert den Übergang ins Masterstudium durch zwei vorgeschaltete Austauschsemester.
In China ist das wirtschaftsmathematische Studienfach „Finance“ auch bei jungen Frauen sehr beliebt, weil es beste Berufsaussichten und Karrierechancen bietet. „An meiner Heimatuniversität, der Fudan University, studieren in der School of Economics sogar mehr Frauen als Männer, vor allem im Bereich Insurance“, sagt die 22-jährige Yuling Wang. Ihr Interesse an den Wirtschaftsthemen hat eine chinesische Comic-Reihe geweckt. „Die Comics waren sehr gut gemacht und ich mochte sie sehr gern“, so die junge Studentin, die sich im Studium auf den Bereich Versicherungswirtschaft spezialisiert hat und später einmal Aktuarin werden möchte. Das will auch Yi Liu, die an der ECNU studiert, und über die Statistik zu den Wirtschaftswissenschaften und der Finanzmathematik kam: „Aktuare haben auch in China einen sehr guten Ruf. Ich arbeiten jetzt sehr hart für diesen Abschluss.“ Das Studium an einer deutschen Universität ist für sie eine große Umstellung. „In Shanghai teile ich mir ein Zimmer mit drei Mitstudierenden. Wir machen immer alles gemeinsam: lernen, kochen und ausgehen. Hier in Ulm habe ich ein Einzelzimmer in einem Wohnheim. Ich bin hier viel mehr auf mich allein gestellt, aber das macht mich auch selbstständiger“, sagt Yi Liu.
Insgesamt vier Semester werden die Austauschstudentinnen aus Shanghai in Ulm verbringen, um ihren Masterabschluss zu machen. Eine Spezialisierung je nach Interessensgebiet ist möglich: Zur Auswahl stehen dabei die Fachgebiete Versicherungswirtschaft / Aktuarwissenschaften, Finanzwirtschaft und Finanzmathematik. „Dazu kommen Methoden aus der Statistik, der Mathematik und der Informatik sowie Veranstaltungen, in denen die Studierenden lernen, das Gelernte in die Praxis umzusetzen“, erklärt Professor Gunter Löffler. Der Leiter des Instituts für Finanzwirtschaft verantwortet an der Universität Ulm den Masterstudiengang „Finance“. Das Kooperationsprogramm der Uni mit der Fudan University und der East China Normal University (ECNU) wurde zum Sommersemester 2021 eingerichtet. „Wir freuen uns sehr, dass die Resonanz bei unseren Partneruniversitäten so gut ist“, so die Ulmer Professorin An Chen. Die Chinesin, die an der Universität Bonn Volkswirtschaftslehre studiert hat, lebt seit 2000 in Deutschland. Seit 2012 forscht und lehrt sie an der Universität Ulm. An Chen leitet hier das Institut für Versicherungswissenschaften und hat maßgeblich dazu beigetragen, diese deutsch-chinesische Kooperation im Bereich Aktuarwissenschaften und Finanzwirtschaft an der Universität Ulm mit aufzubauen. „Das Austauschprogramm ist dabei keine Einbahnstraße. Es gibt auch für Ulmer Studierende die Möglichkeit, zum Studium nach Shanghai zu gehen“, ergänzt Chen.
Das International Office (IO) der Universität Ulm kümmert sich darum, dass die Austauschstudierenden hier gut ankommen. Es unterstützt bei der Zulassung, Einreise und Unterbringung. Außerdem organisiert es Orientierungsveranstaltungen und Treffen mit anderen internationalen Studierenden, um die Universität, die Umgebung und die Mitstudierenden kennenzulernen. Was man an Deutschkenntnissen braucht und über das Leben in Deutschland wissen sollte, erfahren die ausländischen Studierenden in einem vierwöchigen Online-Vorbereitungskurs. „Es liegt uns sehr am Herzen, dass unsere Studierenden aus dem Ausland hier gut zurecht kommen“, erklärt IO-Mitarbeiterin Na Yang. Die gebürtige Chinesin, die seit 20 Jahren in Deutschland lebt, betreut auch die 13 Studentinnen aus Shanghai.
Das Leben in Ulm ist natürlich anders als das in der „Drachenkopf-Metropole“, die auch als „Perle des Orients“ bekannt ist und zu den größten Städten der Welt gehört. „In Ulm gibt es viel weniger Ablenkungen, und so kann ich mich sehr gut auf mein Studium konzentrieren“, sagt Yi Liu. Mit ihren chinesischen Kommilitoninnen, ihren Freunden zuhause und ihrer Familie tauscht sie sich zumeist online aus. Yuling Wang mag an Ulm vor allem die Altstadt und die Donau. „Das Leben in Shanghai ist viel stressiger und das Studium viel kompetitiver, aber es ist eben auch mehr los und man kann dort toll ausgehen“, erzählt die junge Frau, die beide Seiten zu schätzen weiß. Yuling Wang vermisst ihre Familie noch immer sehr, aber sie hat auch schon einige Kommilitoninnen kennengelernt, mit denen sie jetzt öfter etwas unternimmt. Außerdem gibt es eine Chat Gruppe von chinesischen Studierenden in Ulm, die dort Tipps und Ratschläge austauschen. Und bei Fragen zum Studium helfen natürlich auch die Dozentinnen und Dozenten weiter: „Sie sind sehr nett und hilfsbereit“, finden die beiden Studentinnen.