Balance halten auf der Slackline und Teamgeist wecken beim Tauziehen: Mitglieder des Studienganges Energie-Ingenieurwesen haben sich zum Semesterende im Innenhof des Campus Stadt getroffen, um spielerisch zu üben, was in wenigen Wochen ihr Alltag sein wird, zumindest auf Zeit. Denn wie bereits 2014 und 2018 begibt sich die HBC im September auf große Segelexkursion. Mit dem Dreimaster Thalassa besegeln Studierende, Mitarbeitende und Professoren die Ostsee, um nachhaltige Ziele tatsächlich nachhaltig, also möglichst allein mit der Kraft des Windes, zu erreichen. Der Schwerpunkt der Exkursion „Energy Sail“ liegt dabei auf zukunftsweisenden Energie-Konzepten und -Technologien.
Startpunkt der 10-tägigen Reise, die vom 17. bis 28. September dauert, ist der Stadthafen in Rostock. Von dort segelt die Crew zum Mukran Port auf Rügen, Deutschlands nordöstlichster Seehafen, der geografisch und nautisch besonders günstig liegt. Von dort werden einige Offshore-Windparks in der Ostsee überwacht und gewartet. Auch die Insel Bornholm wird die Crew erkunden, die eine Vorreiterrolle für innovative Klimaschutzkonzepte übernommen hat und Dreh- und Angelpunkt der Windstromproduktion von Dänemark und Deutschland werden soll. Ein Ziel, auf das sich die Teilnehmenden besonders freuen, ist die dänische Hauptstadt Kopenhagen. Auch sie gilt schon heute als vorbildlich, was Umweltschutz und Nachhaltigkeit angeht, und hat sich ein weiteres ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2025 will die Stadt, in der rund 650 00 Menschen wohnen, klimaneutral sein. „Die Bevölkerung reagiert darauf anders als vielerorts in Deutschland mit Begeisterung“, berichtet Peter Knoll, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Gebäude- und Energiesysteme, bei dem in der Vorbereitung alle Fäden zusammenlaufen. Knoll hat bereits die ersten beiden Exkursionen begleitet und findet es wichtig, dass „die Studierenden tatsächlich erleben, was Nachhaltigkeit alles bedeuten kann“. Deshalb hat er die Idee einer Segelexkursion vor rund 10 Jahren bei den Kolleg*innen im Studiengang Energie-Ingenieurwesen eingebracht. Dass das Abenteuer nun nach einigen Corona-bedingten Online-Semestern wieder aufgegriffen wird, freut ihn besonders.
An dem Törn nehmen über 30 Mitglieder der Hochschule teil. Die Studierenden kommen aus dem dritten bis siebten Semester Energie-Ingenieurwesen, manche sind bereits im Master-Studium eingeschrieben. Begleitet werden die Studierenden von den Laborleitern Peter Knoll und Andreas Köhler, die beide erfahrene Segler sind, ihren Kolleginnen Sofia Sauter und Marion Denninger sowie von den Professoren Martin Becker und Volker Wachenfeld. An Bord spielen die unterschiedlichen Rollen, die die Crew-Mitglieder an der Hochschule als Studierende, Lehrende, Forschende und Mitarbeitende innehaben, keine Rolle. Hier packen sie alle gleichermaßen an – ob auf Deck, an den Segeln oder in der Kombüse.
Für die Professoren steht das gemeinschaftliche Erleben im Team an erster Stelle, aber auch die fachlichen Diskussionen: „Welche nachhaltigen Energiekonzepte verfolgen andere Länder und wie lassen sich diese auf Deutschland oder ländliche Regionen wie Biberach übertragen“, nennt Martin Becker, der auch bereits die beiden ersten Exkursionen geleitet hat, beispielhaft eine mögliche Fragestellung für den fachlichen Austausch an Bord. Und Volker Wachenfeld ergänzt: „Wie interagieren Strombedarf und Stromversorgung an Landesgrenzen? Das werden wir gut beobachten können.“
Die verschiedenen Ziele der Exkursion – insgesamt stehen 12 Stationen auf dem Programm – haben die Studierenden intensiv mit vorbereitet. „Wir wählen im Studium verschiedene Vertiefungen, so hat jeder und jede eine etwas andere Perspektive und dieses Wissen fügen wir nun auf der Exkursion zusammen“, sagt Moritz Müller, der im 6. Semester Energie-Ingenieurwesen studiert. Seine Kommilitoninnen Julia Tangel und Xingying Wang stehen kurz vor ihrem Abschluss. In der Vorbereitung für die Exkursion waren sie für das Sponsoring zuständig und haben so viel einwerben können wie noch keine andere Crew zuvor. Das habe nicht allein an ihnen gelegen, berichten die Studentinnen bescheiden, sondern am Fachkräftemangel, der die Energiebranche besonders hart trifft. „Ohne Fachkräfte wie uns ist die Energiewende nicht zu schaffen“ sagt Xingying Wang. „Manche Unternehmen sehen die Unterstützung unserer Exkursion deshalb als aktives Recruiting“, ergänzt Julia Tangel. Doch bevor die beiden ihr Studium abschließen und in den Beruf einstiegen, gehen sie an Bord des Dreimasters Thalassa, um gemeinsam mit den anderen Crewmitgliedern das Abenteuer Energy Sail auf der Ostsee zu erleben. Wie es ihnen ergangen ist, werden sie zu Beginn des Wintersemesters bei einer Hochschulveranstaltung berichten.