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Erster Forschungs- und Alumnitag an der Hochschule Biberach zeichnet spannendes Bild der Biotechnologie

Der ehemalige Doktorand der Hochschule Biberach am Institut für Angewandte Biotechnologie, Fabian Stiefel, hielt den Impulsvortrag an diesem Nachmittag und spannte den Bogen zum Forschertag, mit dem die Fakultät das Absolvententreffen verbunden hatte. Foto: HBC

Drei Karrieren wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, stellte das Alumni-Treffen der Fakultät Biotechnologie an der Hochschule Biberach (HBC) vor: Absolventen der Studiengänge Pharmazeutische Biotechnologie und Industrielle Biotechnologie erzählten, wie es ihnen seit ihrem Abschluss in Biberach ergangen ist und welche Lebenswege sie eingeschlagen haben. Die anwesenden ehemaligen und noch studierenden KommillitonInnen verfolgten die Schilderungen gespannt – und hatten anschließend jede Menge Fragen.

Lisa-Marie Jordan (30) beschrieb ihren Weg vom Biotechnologie-Studium zur Europäischen Patentanwältin, als die sie im kommenden Jahr tätig sein wird. Nach ihrem Master-Abschluss entschied sie sich für die berufsbegleitende Ausbildung in Verbindung mit einem Fernstudium. „Die Arbeit im Labor war mir nicht genug”, sagt die Absolventin, die künftig Patente im naturwissenschaftlichen Bereich betreuen wird – von der Anmeldung bis hin zur möglichen Verteidigung vor Gericht.

Für den Weg der Selbstständigkeit entschied sich Valentin Kramer (27). Auch er absolvierte einen Bachelor- wie Master-Abschluss. Schon während des Studiums bastelte er erfolgreich an einer Erfindung – zunächst im heimischen Keller, später an der Universität Mannheim, wo er im Anschluss an die Biberacher Zeit weiterstudierte. Seine Idee: ein völlig neu konstruierter Bioreaktor, der sein Volumen an den Inhalt anpasst und so die Prozesse der industriellen Herstellung vereinfacht. Das sogenannte Passagieren – das Umfüllen von Kulturen in größere Behälter – ist dadurch nicht mehr notwendig. Die KommilitonInnen klatschten begeistert, denn der Arbeitsschritt birgt die Gefahr der Kontamination durch den Menschen: die Kulturen sind dann nicht mehr verwendbar. Kramers Start-up „AUCTEQ Biosystems” wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Start-up Preis des Landes Baden-Württemberg sowie dem Mannheimer Existenzgründerpreis. Auch ist der Jungunternehmen mit namhaften Unternehmen im Gespräch, die Interesse an seiner Geschäftsidee haben.

Daniel Gehrlach (31) berichtete von einer akademischen Karriere. Er wechselte nach dem Bachelor von der Biotechnologie in die Neurobiologie und hat es mit den Ergebnissen seiner Doktorarbeit auf die Titelseite der renommierten Zeitschrift Nature Neuroscience gebracht. Dabei untersuchte er die Funktion der sogenannten Inselrinde, einer spezialisierten Hirnregion, die das Vermeidungsverhalten von Säugetieren steuert und beim Menschen in Zusammenhang mit mehreren psychiatrischen Erkrankungen gebracht wird. Gehrlach erzählte von seiner Faszination für dieses Thema, merkte aber kritisch „den Druck und die unsicheren Aussichten” an, die mit einer akademischen Karriere auch in der Grundlagenforschung verbunden sein können.

Der ehemalige Doktorand der Hochschule Biberach am Institut für Angewandte Biotechnologie, Fabian Stiefel, hielt den Impulsvortrag an diesem Nachmittag und spannte den Bogen zum Forschertag, mit dem die Fakultät das Absolvententreffen verbunden hatte. Dr. Fabian Stiefel ist bei Boehringer Ingelheim in der Entwicklung von Zellkulturmedien tätig. Eine Forschungsarbeit, die die Entwickler vor hohe Anforderungen stellt, da die Zellen durch ihr Wachstum die Medienzusammensetzung ändern und auf diese Änderungen höchst sensibel reagieren, wie Stiefel deutlich machte. Ständige Analysen verbunden mit Nachsteuern bei der Zusammensetzung seien daher unabdingbar. Auf welch interdisziplinärem Niveau dies geschieht, welche zunächst unerwarteten Probleme z.B. bei einer Vergrößerung des Kulturmaßstabs auftreten und wie die Medienentwickler diese lösen, hielt das Publikum im Bann.

Die Professorinnen und Professoren der Fakultät stellten anschließend Forschungsergebnisse aus den Bereichen Industrielle wie Pharmazeutischen Biotechnologie vor, aber auch Pläne, die sie für ihre künftige Forschungsarbeit schmieden. Das Publikum – Kooperationspartner der Fakultät, Lehrbeauftragte, Alumni und Studierende – erhielten einen spannenden Überblick über die Bandbreite der Forschung am Institut für Angewandte Biotechnologie: Präsentiert wurden Projekte zur Umwandlung von klimaschädlichem CO2 in organische Wertstoffe, zum Herstellungsprozess von Biopharmazeutika aus Zellkulturen sowie zur Verabreichung von bestimmten Medikamenten: Wie können Medikamente, die im Gehirn wirken sollen, über die Nase verabreicht werden?
Im Vergleich zu Universitäten würden Hochschulen für Angewandte Wissenschaften eher nachteilige Startbedingungen im Forschungsbereich vorfinden, so Hans Kiefer, der beispielhaft eine fehlende Grundausstattung mit Personal oder Geräten nannte. „Diese Situation gleichen die forschungsaktiven KollegInnen durch ein sehr hohes persönliches Engagement und die Einwerbung von Fördermitteln aber mehr als aus”, kommentierte der Dekan.